Dienstag, 28. Februar 2006

Schönfelder und das österreichische Politikum an sich

Rainer Schönfelder, Mitglied unseres besten Olympia-Teams aller Zeiten, kennen wir bisher als bescheidenen, gänzlich uneitlen Sportler mit einem unerschütterlichen Geschmack für Frisuren, der in seiner Freizeit gerne schöngeistig Kammermusik für Schihütten interpretiert.
Nun wurde er zum Thema der Olympioniken-Jubelinserate der österreichischen Bundesregierung interviewt. Angesprochen auf den angeblichen "Missbrauch", es gilt die Unschuldsvermutung, meint er: "Mein Gott, aus was nicht alles ein Politikum gemacht wird bei uns. Wenn nach diesem Olympia-Verlauf das offizielle Österreich den Sportlern gratuliert, was ist daran das Problem? Ach so, vielleicht hätten sie alle Nationalratsabgeordneten unterschreiben lassen sollen. Mit Foto dabei."
Nicht nur, dass sich Rainer Schönfelder mit diesem Statement als Meister des feinen Witzes outet. Er findet auch, dass kein Politikum aus der Sache gemacht werden sollte. Na ja, immerhin wurde da ziemlich viel Steuergeld für eine Regierungskampagne ausgegeben, mit der die Politik von höchster Ebene den Sport für ihre Zwecke rekrutieren will. Aber das ist natürlich völlig in Ordnung, wer wenn nicht unsere Helden des Olymps sollten das rechtfertigen? Dafür zahle ich gern Steuern. Wenn ich nicht arbeiten müsste, um Steuern zahlen zu dürfen, die der Regierung und unseren Spitzensportlern zugute kommen, dann wäre ich gestern sogar nach Salzburg gefahren, um unsere Olympioniken feuchten Auges auf meinen Knien rutschend in der geliebten Heimat zu empfangen. Übrigens zahle ich auch gern ORF-Gebühren für das beispiellose TV-Olympia-Spektakel, das dieser veranstaltet hat. Es ist schön, dass die Sportler alle gute Freunde von den Sportreportern sind, das sieht man in jeder Einstellung, das hört man in jeder Frage. Ich hab nur so meine Zweifel, dass das umgekehrt auch so ist. Aber das nur am Rande.
Erfolgreiche Sportler werden halt gern bewundert. Helfen wir Ihnen dabei nach Kräften!
Nachtrag: Ich deklariere mich hiermit öffentlich als Paavo Nurmi-Fan, unter anderem neunfacher Olympia-Sieger. Er ist nur für sich und gegen die Zeit gelaufen.

Montag, 27. Februar 2006

Inserat der Bundesregierung

Unsere liebe Bundesregierung gratuliert unseren lieben Olympioniken, die bei diesen Spielen erfolgreicher waren als je zuvor, per Zeitungsinserat. Die Opposition kocht ganz allgemein vor Wut, da in diesem Zusammenhang eine missbräuchliche Verwendung von Steuergeldern vermutet wird.
Ich finde das in Ordnung, warum nicht, fordere aber gleiches Recht für alle. In meinem Fall wünsche ich mir ein solches Inserat für meine musikalischen Tätigkeiten, die zwar, ich sag's wie's is, nicht von kommerziellem, aber von künstlerischem Erfolg durchaus geprägt sind. Mein ganz persönliches Inserat könnte so aussehen:

sprich-inserat

Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, bestätigt fühlen sowie bei den nächsten Nationalratswahlen, wie wahrscheinlich alle Olympioniken auch, schwarz und/oder orange wählen.

Donnerstag, 23. Februar 2006

Definiere Ironie

Harald Vilimsky, einer der vielen Generalsekretäre der FPÖ, möchte gerne für den Nationalratswahlkampf ein Fairness-Abkommen abschliessen, weil das Niveau der politischen Auseinandersetzung unerträglich ist.
Besser kann man Ironie nicht definieren. Ich bin auch für ein Fairness-Abkommen. Erstens, das würde sicher genauso gut funktionieren wie beim letzen Präsidentschafts-Wahlkampf. Zweitens, wenn sich die FPÖ wirklich daran halten sollte, wozu ihr wahrscheinlich aber ganz allgemein jegliche Fähigkeit fehlt, was wäre dann auf den Wahlkampfplakaten zu lesen? Nix? Und vor allem, was soll HC Strache dann noch verbal von sich geben? Weniger als nix? Für die FPÖ sollte es erst mal heissen: Definiere Fairness. Dann schauma weiter.

Dienstag, 21. Februar 2006

Ortstafelstreit

Haiders Lieblingsbeschfätigung...

haider-naserl
foto copyright derstandard.at

The Best Band You Never Heard In Your Life

Es ist schon lange her, es muß wohl 99 gewesen sein, als sich Wolfgang Schüssel, Willi Molterer und Elisabeth Gehrer der Volksseele plötzlich und unerwartet sehr nahe fühlten. Und aus diesem unbekannten Gefühl heraus ward eine wunderschöne Idee geboren: die Herausgabe eines "Rot-weiß-roten Liederbuchs". Ein kleines, aber sehr feines Kompendium mit österreichischen Volksliedern: zumeist einfältige Texte und einfältige Melodien, abgedruckt in einem kleinformatigen Büchlein, was, so auch im einfältigen Vorwort erwähnt, den ständigen Transport, zum Beispiel zum Wandern, erleichtern soll.
Das rot-weiß-rote Liederbuch wurde in geradezu sozialistischer Tradition verschenkt. Allerdings: War da nicht gerade Wahlkampf? Gut, also doch ein Wahlkampfgeschenk, aber eins ganz ohne Hintergedanken!
Das erste Liederbuch war so ein Erfolg, dass 2002 ein zweites herausgegeben wurde. Ist das nicht schön?
Live wurden diese Lieder bei verschiedenen Anlässen übrigens von den Herausgebern gespielt: Willi "I-kenn-mein-Hendrix" Molterer, Gitarre, Wolfgang "Den-Boogie-bring-i-genauso-auf-da-Quetschn" Schüssel, Quetschn, und Elisabeth "Who-the-fuck-is-Dscheffrodall" Gehrer, Querflöte.
Sie sind zweifelsohne "The Best Band You Never Heard In Your Life":

best-band
Schüssel (zu Molterer): I scheiss mi an, heast wos de Liesl scho wieder fir an Lavendl zsammenspüt?
Molterer: Wer, wenn nicht sie? Mir rollts grad die Zechennägl auf. Aber immer schön gelassen weitergrinsen!
Gehrer (denkend): Warum sogt mir da Woifi dauernd, i soll mir irgendso a Insulaner-Band anhuachen? Wia hot er gsogt hassen de? Dscheffrodall, oder wos?


Warum ich diese Geschichte erzähle, obwohl sie schon so lange zurückliegt, die Liederbücher inzwischen längst vergriffen sind, Schüssel heimlich am liebsten Solo-Arrangements von Zappa-Partituren auf dem Cello spielt, Gehrer lieber strickt als flötet, weil der Woifi eh nur blöde Wuchteln schiebt, und Molterer, seit er Klubobmann ist, sicher nicht mehr den Deppn für ein paar potentielle Wähler aus der Provinz runterreisst?
Ganz einfach: Diese Geschichte ist zu schön, um nicht erzählt zu werden. Mich lässt sie seit Jahren nicht los. Und mit welchen Recht dürfte ich irgend jemandem "The Best Band You Never Heard In Your Life" vorenthalten? Täte ich es, ich müsste wirklich wieder einmal beichten gehen.

Restitution

Elisabeth Gehrer, einer meiner Lieblinge unter den Ministern, das gebe ich unumwunden zu, muss nun also fünf Klimt-Bilder restitutieren.
Ein echter Erfolg für die Ministerin und die Republik, denn die haben sich ja seit Jahren erfolglos darum bemüht. Ein Brief, den Maria Altmann vor sieben Jahren an die Minsterin schrieb, wurde von dieser mittlerweile schon beinahe beantwortet. Durch den Spruch des Schiedsgerichts wird das aber leider überflüssig. Gehrer hätte diesen Antwortbrief so gerne geschrieben. Die Anrede hatte sie ja praktisch schon im Kopf.
Jetzt gilt es, die Bilder möglichst rasch zurückzugeben. Endlich, wie gerne hätte sie das schon früher getan, wenn da nicht dieser dumme Rechtsstreit gewesen wäre. Wer hat sich noch mal auf den eingelassen, obwohl immer schon klar war, wem die Bilder eigentlich gehören? Egal!
Dieses stolze Kapitel österreichischer Innenpolitik legt für Elisabeth Gehrer jedenfalls einen neuen Namen nahe: Schwester Restituta.

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